Eine Einnistungsstörung (Implantationsversagen) kann verschiedene Ursachen haben. Eine der häufigsten ist die Eizellqualität. Dass sich beim ersten Versuch der Embryo nicht einnistet, bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass es sich um das sogenannte „rezidivierende Implantationsversagen (RIF)“ handelt, wie es von Experten bezeichnet wird. Für viele Menschen, die sich einer IVF-Behandlung unterziehen, ist dies schwer nachzuvollziehen und ein kontroverses Thema.
Nach Angaben der spanischen Fruchtbarkeitsgesellschaft (SEF) gibt es keine einheitliche Definition für das RIF. „Die alten Definitionen, die eine hohe Anzahl fehlgeschlagener IVF-Zyklen oder eine hohe Anzahl übertragener Embryonen einschlossen, sind durch verbesserte Embryonenauswahl und technologische Fortschritte überholt worden“, erklärt Dr. Dalia Rodríguez, Spezialistin für Reproduktion bei Dexeus Mujer.
„Die neueste Definition stammt aus dem Dokument des ‚Lugano Workshop‘ vereinbarten, an dem 27 internationale Experten teilnahmen“, erzählt Dr. Marta Devesa, ebenfalls Spezialistin für Reproduktion bei Dexeus Mujer. „Dieses Dokument beschreibt das Implantationsversagen als ‚das Scheitern einer klinischen Schwangerschaft nach dem Transfer von mindestens drei euploiden Embryonen (ohne Chromosomenveränderungen) bei Frauen, die keine Gebärmutterprobleme aufweisen‘ oder ‚nach dem Transfer einer angemessenen Anzahl von Embryonen entsprechend dem Alter der Frau, sofern sie nicht genetisch analysiert wurden‘“, sagt sie.
Um die Komplexität der Diagnose und Definition des RIF besser zu verstehen, sind einige Aspekte zu berücksichtigen:
- Schwanger werden ist nicht so einfach, wie es klingt, auch nicht auf natürlichem Wege. Die Chance, dass ein junges Paar ohne Fruchtbarkeitsprobleme, das regelmäßig Geschlechtsverkehr ohne Verhütung hat, erfolgreich ist, liegt bei nur 25 %. Vorausgesetzt, dass beide gesund sind, die Frau jünger als 38 Jahre ist und es keine genetischen Veränderungen oder Inkompatibilitäten liegen.
- Die meisten Patienten, die sich für assistierte Reproduktion entscheiden, haben bereits Schwierigkeiten bei der Empfängnis. Daher muss man damit rechnen, dass es möglicherweise beim ersten Versuch nicht funktioniert und gelegentlich auch nicht beim zweiten.
- Nicht alle Embryonen entwickeln sich erfolgreich, auch wenn sie von guter Qualität scheinen. Allerdings wird bei der assistierten Reproduktion der Transfer zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt, was theoretisch die Chancen erhöhen kann, dass alles gut verläuft.
- Weitere Untersuchungen, um herauszufinden, was falsch gelaufen ist, sind nicht immer sinnvoll. Eine Person mit Fruchtbarkeitsproblemen, die bereits mehrere erfolglose Behandlungen hinter sich hat, mag sich fragen, ob es ein anderes Problem gibt, das die Schwangerschaft verhindert und bisher nicht bekannt ist oder bei den ersten Untersuchungen nicht erkannt wurde. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass es sich um ein Implantationsversagen handelt oder mehrere Untersuchungen notwendig sind, um die Ursache festzustellen. Tatsächlich ist es wichtig festzustellen, dass es noch wenige Nachweise über die Relevanz vieler der Untersuchungen gibt, die nach einem gescheiterten IVF-Versuch angeboten werden.
Nach all diesen Erläuterungen stellt sich die Frage: Wie ist in solchen Fällen vorzugehen?
„Die Chromosomen des Embryos spielen eine wichtige Rolle, da sie der Hauptgrund dafür sind, dass sich ein Embryo nicht einnisten kann. Aus diesem Grund wird es bei Frauen über 39 empfohlen, bei der IVF ein genetisches Screening des Embryos vor dem Transfer durchzuführen (PGT-A), da die Rate der Chromosomenanomalien mit zunehmendem Alter ansteigt“, erzählt Dr. Devesa.
Die Gebärmutter ist ein weiterer Faktor, der berücksichtigt werden muss. Daher ist eine Ultraschalluntersuchung ratsam, idealerweise mit 3D-Aufnahme. Ziel ist es in diesem Fall, Fehlbildungen oder Veränderungen wie Myome, Polypen, Verwachsungen, Adenomyose (Vorhandensein von Gewebe der Gebärmutterschleimhaut in der Gebärmuttermuskulatur) und andere Alterationen, die die Gebärmutter betreffen können, auszuschließen.
Andere Untersuchungen, um bestimmte Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut festzustellen (wie z. B. Endometriose, Endometritis oder Veränderungen der Mikrobiota), können eine Hysteroskopie und eine Endometriumbiopsie umfassen.
Zum anderen gibt es einige frauenspezifische Erkrankungen, unter anderen Hormonstörungen wie Hypo- und Hyperthyreose (Unter- und Überfunktion der Schilddrüse), sowie Autoimmunerkrankungen, die sich negativ auf die Einnistung auswirken können.
„In solchen Fällen besteht die Aufgabe unseres Zentrums darin, unsere Patienten zu begleiten und ihnen alle verfügbare Unterstützung zur Verbesserung der Ergebnisse anzubieten. Dabei werden die Wirksamkeit und den Sinn jeder Maßnahme bewertet, ohne Überdiagnosen zu stellen oder unnötige Behandlungen zu verabreichen“, betont Dr. Devesa. „In dieser Hinsicht ist es immer wichtig, vorsichtig zu sein, und bei zusätzlichen Behandlungen sollte stets klargestellt werden, dass die Maßnahmen hilfreich sein können, jedoch keine Erfolgsgarantie bieten“.
In Fällen wiederholtes Versagen „werden Patienten gelegentlich an Spezialisten der Endokrinologie, Hämatologie oder Immunologie überwiesen, wenn der Verdacht auf einen Autoimmunfaktor oder eine Bluterkrankung besteht“, erklärt Dr. Dalia Rordríguez. „Wir empfehlen auch, unsere Ernährungsabteilung aufzusuchen, da der Lebensstil und sein Zusammenhang mit der Fruchtbarkeit immer mehr an Bedeutung gewinnen“, fügt sie hinzu.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Scheitern einer Schwangerschaft nach dem Transfer von einem oder zwei Embryonen nicht bedeutet, dass es sich um ein Implantationsversagen handelt. Bei den Untersuchungen und Behandlungen ist Vorsicht angebracht, denn viele sind teuer und haben Nebenwirkungen. Es ist von großer Bedeutung, den Patientinnen und ihren Partnern während des Prozesses emotionale Unterstützung und Begleitung zu bieten. Es ist nicht einfach, mehrere Misserfolge zu verkraften und es erneut zu versuchen, ohne etwas „neue Maßnahmen“, die erklären, warum es nicht geklappt hat, oder die Hoffnung auf Erfolg bei den nächsten Versuchen geben.
Wenn Sie mehrere erfolglose Versuche bei Reproduktionsbehandlungen erlebt haben, sollten Sie keine voreiligen Schlüsse ziehen oder enttäuscht sein. Lassen Sie sich bitte von Ihrem Frauenarzt beraten.